KARIES
- Was ist Karies eigentlich?
- Kann man Karies bekämpfen?
- Wieso leide ich unter Kariesproblemen?
- Wie kann man Karies genau diagnostizieren?
- Welche Therapien gibt es?
Diese und weitere Fragen werden in diesem Bereich beantwortet.
Ja, man kann Karies heilen, wenn die Karies nur oberflächlich ist und rechtzeitig erkannt wird. Durch Fluoridierungsmaßnahmen wie Fluorlacke, Fluorgele und Zahnpasta kann oberflächliche Karies wieder ausheilen.
Karies ist eine Infektionskrankheit und wird durch spezielle Bakterien, sogenannte Streptokokken verursacht. Diese Streptokokken können von einer Person auf die andere übertragen werden.
Die häufigste Übertragungsart ist die Übertragung von der Mutter auf das Kind. Wenn die Mutter zum Beispiel Nahrungsmittel mit dem Löffel vorkostet oder den Schnuller ablutscht, werden die Bakterien aus dem Mund der Mutter auf das Kind übertragen. Diese Infektion findet hauptsächlich im Kindesalter statt. Die Übertragungswahrscheinlichkeit der Streptokokken von einer erwachsenen Person auf eine andere ist sehr gering.
Hat die Infektion mit den Streptokokken stattgefunden, breiten sich diese Bakterien im Mund aus. Unzureichende Mundhygiene und die Ansammlung von Plaque (Plaque ist eine Anhäufung von Bakterien und Speichelresten) ist die Hauptursache für die Entstehung von Karies. In der Plaque liegen die Streptokokken vor und benützen den Zucker aus den nicht weggeputzten Speiseresten, um innerhalb von wenigen Minuten Säure zu bilden. Diese Säuren greifen nun den Zahnschmelz an und lösen den Kalk aus dem Zahnschmelz heraus.
Wird dieser Prozess durch das Wegputzen der Plaque nicht gestoppt, so entstehen immer größere Defekte im Zahnschmelz und mit der Zeit bilden sich kariöse Defekte aus. Neben diesen zerstörerischen Mechanismen gibt es auch körpereigene Reparaturmechanismen, die die Kariesentstehung behindern. Diese sind:
- Die Spülwirkung des Speichels: Damit die Spülwirkung des Speichels voll zum Tragen kommt, muss ausreichend dünnflüssiger Speichel vorhanden sein.
- Im Speichel sind verschiedene Substanzen, die die von den Bakterien produzierte Säure neutralisieren. Diese Fähigkeit zur Neutralisation der Säuren ist individuell verschieden und kann durch einen speziellen Test festgestellt werden.
- Remineralisationsfähigkeit des Speichels: Im Speichel sind verschiedene Ionen, speziell Kalziumionen vorhanden, die in den Zahnschmelz eingebaut werden können und so kleine oberflächliche Defekte im Zahnschmelz ausheilen.
Bei ausreichender Mundhygiene und richtiger Ernährung halten sich die kariesauslösenden Faktoren und die Reparaturmechanismen des Körpers die Waage. Durch falsche Ernährung (Ernährung mit viel Zucker) und durch schlechte Mundhygiene kommt es dazu, dass die Bakterien genug Nahrung finden, um so viel Säure zu produzieren, dass die kariesauslösenden Faktoren die Überhand gewinnen. Dadurch entsteht Karies.
Speicheltest
Mit Hilfe eines Speicheltests kann man die individuelle Kariesanfälligkeit feststellen. Diese Speicheltests sind vollkommen schmerzlos und ungiftig. Bei den Speicheltests werden folgende Untersuchungen durchgeführt:
Ausreichende Speichelmenge ist wichtig für die Spülwirkung des Speichels.
Die Fähigkeit des Speichels, die Säuren, die von den Bakterien produziert werden, zu neutralisieren, ist individuell verschieden. Das kann man mit einen Speicheltest messen.
Durch einen Abstrich von der Zunge und von den Zähnen kann man nach Bebrüten der Bakterien auf einem Nährmedium feststellen, wie viele dieser kariesauslösenden Bakterien im Mund des Patienten vorhanden sind. Je mehr Streptokokken im Mund des Patienten vorhanden sind, desto höher ist die Kariesanfälligkeit.
Laktobazillen sind die zweite Bakterienart, die für das Kariesausmaß verantwortlich sind. Ernährt sich ein Patient mit vielen Kohlehydraten, so sind viele Laktobazillen im Mund des Patienten vorhanden und die Kariesanfälligkeit ist erhöht.
Mit diesen vier Testparametern – Speichelmenge, Pufferkapazität des Speichels, Anzahl der Streptokokken und Laktobazillen – kann man die individuelle Kariesanfälligkeit feststellen und den Patienten einer bestimmten Risikogruppe zuordnen. Besteht ein hohes Kariesrisiko, so muss der Patient folgendes durchführen:
- Häufige Kontrolle beim Zahnarzt einschließlich Röntgenbildern
- Perfekte Mundhygiene
- Ernährung, die darauf abzielt Kohlehydrate zu reduzieren
- Zusatzmaßnahmen zur persönlichen Mundhygiene, wie häufigeres Fluoridieren, Verwenden von Spüllösungen die Zahnplaque reduzieren und Fluor zuführen, sowie die Durchführung einer Chlorhexidin-Schienen-Therapie oder einer Xylithol-Gel-Therapie zur Reduzierung der Karieserreger im Mund
Hat der Patient ein geringeres Kariesrisiko, können die Kontrollintervalle länger sein und er kann auch eine kohlehydratreichere Nahrung zu sich nehmen.
Diagnose
- Genaue Inspektion durch den Zahnarzt mit einer Lupe und unter ausreichendem Licht.
- Röntgenbilder: Für die Diagnose der Karies durch Röntgen sind die sogenannten Bissflügelaufnahmen notwendig, um auch die Karies zwischen den Zähnen feststellen zu können. Ohne Röntgenbilder wird die Zahnkaries zwischen den Zähnen zu 50% nicht diagnostiziert.
- Lichtsonden, mit denen es möglich ist, die Zahnzwischenräume zu beleuchten, wodurch man Karies sichtbar machen kann.
Therapie
Die Grundvoraussetzung für eine ausreichende Kariestherapie ist die persönlich Mundhygiene und eine ausreichende Prophylaxe, sowohl durch den Patienten, als auch durch eine ausgebildete Prophylaxehelferin in der Zahnarztordination. Die wichtigsten therapeutischen Möglichkeiten zur Bekämpfung bzw. Ausheilung einer Karies sind:
Die ausreichende Zufuhr von Fluoriden in Form von Zahnpasten, Tabletten, Spüllösungen oder Gelen führt dazu, dass Fluoride in Kombination mit Kalzium aus dem Speichel wieder in kleine oberflächliche Defekte des Zahnschmelzes eingebaut werden und so oberflächliche Defekte ausheilen können. Auch der Zahnschmelz wird mit einer Fluoridschicht überzogen und dadurch hart und resistent gegen Karies.
Chlorhexidin ist in der Lage die Karieserreger und Streptokokken mutans als auch die Laktobazillen abzutöten. Bei einer Chlorhexidin-Schienentherapie wird eine vorher angefertigte Plastikschiene mit einem Chlorhexidin-Gel gefüllt, über die Zähne gestülpt und dort zehn Minuten belassen. Das wird an vierzehn aufeinanderfolgenden Tagen am Abend durchgeführt.
Diese Chlorhexidin-Schienentherapie reicht meist aus, um die Karieserreger so weit zu reduzieren, dass die Kariesanfälligkeit deutlich sinkt. Durch ausreichende persönliche Mundhygiene und einer richtigen kohlehydratarmen Ernährung ist es nun möglich, die Erreger auf niedrigem Niveau zu halten und die Kariesanfälligkeit deutlich zu reduzieren.
Nach einem halben Jahr sollte man den Speicheltest wieder durchführen, um die Anzahl der Karieserreger (=Streptokokkos mutans) und Laktobazillen neu zu bestimmen. Haben sich diese wieder deutlich vermehrt, kann man die Chlorhexidin-Schienen-Therapie wieder durchführen.
Bei einer Prophylaxesitzung ist es möglich, dass die Mundhygieneassistentin Chlorhexidin-Lacke am Zahnfleischrand oder bei Kronenrändern aufträgt. Diese Lacke bleiben längere Zeit haften und bilden so ein Depot für das Chlorhexidin. Dadurch werden Karieserreger am Zahnfleischrand und an Kronenrändern abgetötet.
Die Kauflächen von Backenzähnen haben tiefe Furchen. Beim Kauen werden Speisereste in diese tiefen Furchen eingepresst und mit der Zahnbürste ist es nicht möglich, diese Speisereste zu entfernen. Ist ein Patient anfällig für Karies, können die Karieserreger in den tiefen Furchen diese Speisereste benutzen, um Säuren zu bilden: das führt zu Karies. Um das zu verhindern, kann man eine sogenannte Fissurenversiegelung durchführen. Bei der Fissurenversiegelung wird nicht gebohrt, sondern die Oberfläche der Furchen leicht angeätzt und man lässt die Furchen mit einem dünnflüssigen Kunststoff zurinnen, womit sie dann versiegelt sind.
Viel wichtiger als die Therapie der Karies ist die Prophylaxe. Sowohl in Bezug auf Kariesprophylaxe als auch in Bezug auf Verhinderung von Zahnfleischerkrankungen.
Ratschläge für die Schwangerschaft
Besonders bei einer Schwangerschaft gibt es verschiedene Faktoren bezüglich Karies zu beachten.
Vor einer geplanten Schwangerschaft sollte eine gründliche Sanierung der Zähne und des Zahnfleisches durchgeführt werden. Es sollten keine Kariesdefekte vorhanden sein. Das Zahnfleisch sollte gesund sein und so sollte kein Behandlungsbedarf während der Schwangerschaft bestehen, da es vor allem in den ersten Monaten schwierig ist, eine größere Behandlung durchzuführen.
Da ich Röntgenaufnahmen während der Schwangerschaft – außer in dringenden Notfällen – strikt ablehne, sind Sanierungen oder größere Restaurationen fast immer unmöglich. Stattdessen empfehle ich eine ausführliche Mundhygiene zu Hause und zwei bis dreimal eine Mundhygienesitzung in der Ordination. Größere Restaurationen werden auf die Zeit nach der Schwangerschaft verschoben.
Wie Sie sicher wissen, ändert sich während der Schwangerschaft bedingt durch hormonelle Umstellungen vorübergehend die Bindegewebsstruktur. Dies führt dazu, dass die Verbindung des Zahnfleisches zum Zahn anfälliger für bakterielle Infektionen wird.
Bei optimaler Mundhygiene tritt jedoch schlimmstenfalls eine mit dem Ende der Stillperiode abklingende leichte Blutdruckneigung auf. Sollte sich bei Ihnen eine sogenannte Schwangerschaftsgingivitis (Zahnfleischentzündung) entwickeln, empfehle ich Ihnen, alle zwei Monate eine Kontrolle und gegebenenfalls eine Zahnreinigung in der Praxis durchführen zu lassen, sowie eine Chlorhexidinktur. Dadurch wird die Keimanzahl in Ihrem Mund bis zu einer Dauer von drei bis sechs Monaten stark reduziert. Chlorhexidin schadet Ihrem Kind nicht, Chlorhexidin hat keine Wirkungen auf den Gesamtorganismus!
Herzlichen Glückwunsch zur Schwangerschaft!
Achten Sie nach dem Stillen auf den Inhalt der Babynahrung: auch angeblich nur natürlich gesüßte Tees enthalten Zucker! Fruchtzucker ist ebenfalls kariogen, da sich alle Zuckerarten ineinander umwandeln lassen.
Bitte beachten Sie vor allem, dass Ihr Kind die ersten Streptokokken Bakterien, die später für die Entstehung von Karies verantwortlich sind, von Ihnen übertragen bekommen kann. Daher ist es wichtig, dass Sie selbst möglichst wenig Streptokokken in Ihrer Mundhöhle haben. Das können Sie durch einen Speicheltest beim Zahnarzt feststellen lassen.
Es ist wichtig, dass Sie keine Nahrung vorkosten und so dem Baby mit einem Löffel, der vorher in Ihrem Mund war, Karieserreger übertragen. Auch keinen Schnuller ablutschen – dadurch können Karieserreger übertragen werden.
Nach der Geburt ist es vor allem wichtig, dass das Gebiss der Mutter saniert wird und dass die Keimanzahl der Karieserreger im Mund der Mutter möglichst reduziert wird.